Ein Tag in Utrecht

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Ein Tag in Utrecht

In Bezug auf Nachhaltigkeit sowie Umweltfreundlichkeit können wir Deutschen wohl noch Einiges von den Niederländern lernen. Radfahren gehört in Utrecht zum Alltag. Obwohl die Stadt der größte Verkehrsknotenpunkt der Niederlande ist, ist der Radverkehrsanteil sehr hoch – ganze 39 %.

Doch warum ist dies so? Was hat die Stadt Utrecht so vielen deutschen Städten voraus?

Dass 125.000 Menschen täglich in der Innenstadt Utrechts mit dem Rad unterwegs sind, wird durch die Priorisierung des Radverkehrs in der Stadt gewährleistet. Es gibt zahlreiche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Radwege, die innerhalb der gesamten Stadt miteinander verbunden sind. Außerdem gibt es Fahrradstraßen, auf denen sich ausschließlich Fahrräder fortbewegen. Das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof mit 12.500 Fahrradstellplätzen und die 350 Kilometer Radwege in der Stadt erleichtern die Entscheidung mit dem Fahrrad zu fahren. Denn auch die kleinen Dinge, wie Führungen für Fahrräder auf Treppen, ermöglichen eine ganzheitlich reibungslose Mobilität.

All dies lässt sich vor allem auf den Stadtentwicklungsplan „Utrecht attractive and accessible 2015 – 2020“ zurückführen, wodurch das Fahrrad zum wichtigsten Verkehrsmittel der Stadt wurde und so viele Menschen in Utrecht jeden Tag das Fahrrad statt dem Auto nutzen.

Außer der hochgradig umweltbewussten Infrastruktur der Stadt lässt sich in Utrecht so Einiges entdecken:

Auf dem Gebäude des Hauptbüros von pro rail, dem größten Eisenbahn-Infrastrukturbetreiber der Niederlande, scheint doch tatsächlich ein UFO gelandet zu sein. Es handelt sich um eine gigantisch große Skulptur mit einem Durchmesser von 12 Metern, die auf dem Dachrand des Gebäudes prangt. Das Gebäude selbst ist das größte Backsteingebäude der Niederlande und wurde von George van Heukelom entworfen. Auch hier wurde indirekt schon ein Nachhaltigkeitsansatz gewählt: Aufgrund von Materialknappheit wurden alte Schienen für das Fundament des Bauwerks verwendet. Es trägt durch seiner Form, die einem Tintenfass ähnelt, den Namen „Inkpot“. Das UFO ist ein Überbleibsel der Kunstveranstaltung Panorama 2000 und wurde im Jahre 1999 von dem Künstler Marc Ruygork gestaltet.

Doch Utrecht hat noch weitaus mehr zu bieten, vor allem in architektonischer Hinsicht.

In der Innenstadt stoßen wir auf den Domturm. Um nach oben zu gelangen müssen 465 Stufen erklommen werden. Von hier aus kann man bei klarer Sicht bis nach Amsterdam und mit viel Glück auch bis Rotterdam schauen. Mit seiner kaleidoskopischen Form und einer Höhe von 112m ist der Domturm Utrechts einer der größten Türme des 14. Jahrhunderts in Europa. Heute ist der Domturm nicht mehr mit dem Dom selbst verbunden. Nach einem besonders schweren Sturm im Jahre 1674 stürzte das Mittelschiff des Doms ein, sodass beide Bauwerke von einander getrennt wurden. Besonders faszinierend erschien, dass wir heute auf dem lebendigen Platz zwischen Dom und Turm stehen konnten, wo einst das Mittelschiff als Verbindung zwischen beiden Bauten seinen Platz fand.

Vergleicht man die Bauwerke der Stadt, die zur gleichen Zeit entstanden sind, so sind die verschiedenen architektonischen Gestaltungen bemerkenswert. Die ehemalige Post Utrechts wurde im Stil der Amsterdamer Schule errichtet, während das Rietveld-Schröder-Haus ein klassisches Abbild von „De Stijl“ darstellt. Obwohl die Bauwerke beide in den 1920er Jahren entstanden sind, ist doch eine deutliche Ambivalenz in der Bauweise zu erkennen.

Bei einer Führung durch das Rietveld-Schröder-Haus erlangten wir umfangreiche Kenntnisse über die Kunstbewegung „De Stijl“ und den Architekten des Hauses: Gerrit Rietveld.Das Rietveld-Schröder-Haus zählt wohl zu den wichtigsten Bauten der „De Stijl“-Bewegung und ist das einzige Gebäude, das je vollständig gemäß den „De Stijl“-Prinzipien gestaltet wurde. Die Bewegung „De-Stijl“ wandte sich völlig von den Grundsätzen der traditionellen Kunst ab und orientierte sich an strikter Geometrie. Der Architekt und Schreinermeister Gerrit Rietveld ist besonders für die Errichtung dieses Bauwerks sowie den „Rotblauen Stuhl“ bekannt, der ebenfalls im Rietveld-Schröder-Haus als Replikat ausgestellt ist.